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Themen aus Beratung und Coaching

Fortlaufende Beiträge

Bessere Selbststeuerung durch das „Inneren Team“ – Ein hilfreicher Coaching-Ansatz bei inneren Konflikten

Innere Konflikte wirken handlungshemmend und können Resilienz schwächen

Innere Konflikte und Entscheidungsfragen sind Alltagsphänomene. Soll man den Job wechseln oder im Altbekannten bleiben? Die Beziehung zu einer Person lösen oder sich für eine Verbesserung einsetzen. Die eigene Meinung klar äußern oder eine Konfrontation vermeiden? Wenn wir in uns hineinhören, finden wir dort selten nur eine einzige Stimme zu einer bestimmten Situation oder einem Thema.

 

Ist man sich selbst „uneins“, stehen zwei oder mehr Gedanken im Widerspruch. Solche sogenannten kognitiven Dissonanzen lösen Stress-Signale aus. Man fühlt sich mit sich nicht „im Reinen“, vermag nicht Kraft seiner gesamten Person hinter einer Entscheidung zu stehen oder weiß schlicht nicht, wie man sich verhalten soll.

 

Je nach Dauer und Bedeutung der fraglichen Angelegenheit können innere Konflikte zur Belastung werden und davon abhalten, in die Handlung zu gehen. Diese werden häufig von dem Gefühl eigener Unfähigkeit begleitet, was zusätzlich Stress verursacht, die Resilienz auf Dauer schwächt und das Vorwärtsgehen hemmt.

Ein geklärtes Selbst als Voraussetzung für gute Selbststeuereung

Bewusstes, zielgerichtetes Handeln setzte die Fähigkeit zur Selbststeuerung voraus. Sich selbst zu „steuern“ meint, das eigene Verhalten beobachten, beurteilen und an den eigenen Zielen auszurichten zu können. Hierfür braucht es innere Klarheit bzw. die Kompetenz, sich in einer angemessenen Zeit so „zu klären“, dass man situationsgerecht und authentisch handeln kann.

Wie mit der eigenen Widersprüchlichkeit umgehen? - Der Coaching-Ansatz des Inneren Teams zeigt Wege

Um innere Widersprüche zu klären, haben sich verschiedene Mittel bewährt, z.B. Ratschläge von geschätzten Personen oder eine Pro-Contra-Aufstellung. Wenn sich jedoch mehr als zwei Optionen zeigen oder man sich in der inneren Gemenge-Lage selbst nicht versteht, kann der Ansatz des „Inneren Teams“ helfen, der sich in Coaching und Beratung etabliert hat.

 

Dieses Modell (nach Schulz von Thun) unterstützt innere Stimmigkeit, indem es kontroverse innere Stimmen als bildhaft und mit humorvollem Blick als Mitglieder eines Teams begreift. So können z.B. in einer Führungskraft beim Zuspätkommen eines Mitarbeiters sowohl „Prinzipienreiter“, „Harmoniesüchtiger“ als auch „lockerer Chef“ miteinander um die passende Reaktion konkurrieren. Häufig zeigen sich auch dieselben Mitglieder des eigenen Teams bei verschiedenen Herausforderungen, etwa ein "Ängstlicher", der sich im Kontrapunkt zu einem "Unerschrockenen" oder "Selbstbewussten" (Anteil) zeigt.

 

Blickt man auf seine widersprüchlichen inneren Anteile, nimmt man im Sinne des Modells die Perspektive eines Teamleiters ein. Dieser kann die Intention der verschiedenen „Mitglieder“ strukturiert hinterfragen und deren Passung zur aktuellen Situation bewerten. Aus der Perspektive eines Team-Oberhaupts gelingt es besser, flexibler und „objektiver“ zu steuern, als es in der Verschmelzung mit einzelnen (widerstreitenden) Sichtweisen möglich ist.

Nützliche Kernbotschaften des Inneren Teams für den Alltag

Auch wenn das "Innere Team" nicht unter Anleitung in Coaching oder Beratung detalliert herausgearbeitet und eingesetzt wird, können folgende Kernbotschaften des Ansatzes beim Umgang mit inneren Konflikten im Alltag helfen:
 

  • Entproblematisierung: Ich bin nie nur „das Eine“ oder „das Andere“ – Pluralität und innere Konflikte sind normal.

  • Selbsterkenntnis: Innere „Wortmelder“ können alte Prägungen wie situationsgerechte Urteile sein. In jedem Falle verraten sie etwas darüber, was mir wichtig war oder ist.

  • Synergie und authentisches Handeln: Das beste Ergebnis entsteht, wenn alle vernehmbaren „Stimmen“ zur Lösungsfindung einbezogen werden.

  • Inneren Führung: Ich kann entscheiden, was aktuell Vorrang hat.

  • Ausgleich: Bedürfnisse, die gerade nicht Richtschnur meiner Entscheidung sind, können oft anderweitig versorgt werden (z.B. kann der Wunsch nach Verbundenheit bewusst mit einem guten Freund gelebt werden, wenn an anderer Stelle das Setzen von Grenzen wichtig war)

  • Versöhnung mit Ungeliebtem: Alle Mitglieder meines Teams wollen die beste Lösung für mein Problem finden - auch wenn sie nicht die besten Argumente haben.



Dr. Martha Höfler
ResilienzExpertise | Beratung & Coaching Bonn
Heerstraße 15A, 53111 Bonn

Die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme als Resilienz-Ressource für Hochsensible

Hochsensibilität, Resilienz und Perspektivenübernahme

Hochsensible (HSP) haben Zugriff auf wichtige Resilienz-Ressourcen, die es ermöglichen, Herausforderungen gut zu bewältigen. Eine dieser Ressourcen ist die Fähigkeit zur Per-spektivenübernahme. Die Forschung zeigt, dass Erwachsene mit dieser Fähigkeit resilien-ter sind. Denn sie können aus der eigenen Sichtweise heraustreten – sich sozusagen von außen betrachten – ebenso wie sich in andere Personen hineinversetzen und Werte und Konventionen ihrer Umgebung vergleichsweise schnell erkennen.

 

Die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme ist damit eine Voraussetzung für empathisches und taktvolles Verhalten. Wer hier gut aufgestellt ist, kann harmonische und stabile Beziehungen führen, die besonders in unruhigen Zeiten eine Stütze sind. Zum anderen macht es die Per-spektivenübernahme möglich, in kritischen Situationen „situationsgerecht“ zu reagieren, weil man z.B. erkennt, worum es dem Anderen geht und worauf es gerade ankommt. So lassen sich (sozialer) Stress umgehen und Konflikte entschärfen – all das unterstützt Resilienz. Wer dagegen Personen und Situationen nicht gut einschätzen kann, eckt oftmals ungewollt an und erfährt wiederholt, dass die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden, dass das Umfeld anders reagiert, als angenommen, was Frust erzeugt und belastet. Hochsensiblen gelingt die Einnahme mehrerer Perspektiven aufgrund ihrer komplexen Selbst- und Fremdwahrnehmung in der Regel sehr gut. Sie nehmen auch subtile und verdeckte Signale wahr und haben damit gute Chancen, passend darauf zu reagieren.

Regulierte Perspektivenübernahme als Schlüssel

Eine Vielzahl an Erwartungen wahrzunehmen, bringt manchmal aber auch Stress mit sich, vor allem wenn man den Eindruck hat, jede davon erfüllen zu müssen. Umfeld-Anforderungen grundsätzlich gut lesen zu können, ist trotzdem ein Vorteil für Resilienz – sich dabei gut zu regulieren, ist der Schlüssel, speziell für HSP. Beim Wahrnehmen von Sub-Tönen und Stimmungen ist etwa die Kompetenz gefragt, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Eine gelungene Regulation wäre es z.B., wenn man die Sichtweisen anderer erkennt – was die Eltern sich wünschen, was der Vorgesetzte erwartet oder was gesellschaftliche Gruppen antreibt – ohne sich davon vereinnahmen zu lassen.

Wie gelingt die Regulation? - Ein häufiges Thema in Beratung und Coaching

Wie die Regulation der Perspektivenüber-nahme gelingt, ist deshalb häufig Thema in Beratung und Coaching. Es gibt hierfür einige Techniken zur Unterstützung, die man im Alltag nutzen kann. Wenn es darum geht, sich in fordernden Situationen zu zentrieren, um aus der „inneren Mitte“ heraus zu handeln und nicht zwischen fremden Erwartungen hin- und herzupendeln, ist es z.B. nützlich, die Körperwahrnehmung einzubeziehen. Als hilfreich wird oft die bewusste Verbindung mit der Atmung oder mit dem (erdenden) Stand der Füße erlebt, um den Kontakt zu sich herzustellen.

 

Eine Übung aus dem Coaching, die sich auch zum Selbst-Ausprobieren eignet, ist das „Erwartungskarussell“. Die Übung ist sinnvoll, wenn verschiedene (vermutete) Erwartungen an die eigene Person gestellt werden und man nicht weiß, wie man sich verhalten soll, z.B. bei Familien- oder Team-Konflikten. Im ersten Schritt werden die beteiligten Personen und inneren Auftraggeber identifiziert; symbolisiert durch Gegenstände ordnet man diese vor sich an. Danach wird herausgearbeitet, welche Erwartung der jeweilige Auftraggeber hat. Dazu fragt man sich z.B. „Was will xy, dass ich tue?“ oder „Was erwarte ich selbst von mir?“. Im letzten Schritt wird priorisiert und entschieden: „Welche Aufträge sind wichtig?“; „Welche davon kann ich annehmen oder ablehnen?; und „Wo müssen Erwartungen ggf. überprüft oder verändert werden?“. So verschafft man sich einen Überblick über komplexe Situationen und kann souveräne Handlungsschritte daraus ableiten.

 

 

Dr. Martha Höfler
ResilienzExpertise | Beratung & Coaching Bonn
Heerstraße 15A, 53111 Bonn

Kritische Coping-Muster zur Bewältigung schwieriger Emotionen

Die kritischen 3 - Unterordnung, Vermeidung oder Kampf

Wenn man erschöpft und frustriert ist, weil man trotz aller Bemühungen abermals an Punkt x im Leben angekommen ist - ob in den immer gleichen Konflikten, starker Erschöpfung oder fehlender Erfüllung von scheinbar möglichen, aber nicht erreichbaren Zielen, liegt es vermutlich an den folgenden drei kritischen Verhaltensmustern: Unterordnung, Vermeidung oder Kampf.

 

In bestimmten Situationen kann es zwar durchaus hilfreich sein, sich den Bedürfnissen anderer unterzuordnen, einem schwierigen Ereignis aus dem Weg zu gehen oder sich mit allen Mitteln gegen etwas oder jemanden zu stellen, um unangenehme Gefühle zu vermeiden.

Unterordnung, Vermeidung oder Kampf sind jedoch, sofern sie widerholt und in verschiedensten Situationen ausagiert werden, relativ rigide Verhaltensmuster, die durch frühe Prägungen entstanden sind. Dahinter verbergen sich alte Lösungsstrategien für alte Probleme, die nicht "upgedatet" wurden. Sie können extrem hartnäckig sein und sind, wenn sie im Erwachsenenalter unbewusst zum Einsatz kommen, problemverschärfend, statt -lösend.

kritische_verhaltensmuster-unterordnung_vermeidung_kampf

Selbsterkentnis als 1. Schritt  aus dem Dilemma

Eine bewährte Weisheit aus dem Schema-Coaching lautet: Sich beim kritischen Verhaltensmuster zu ertappen, ist die halbe Miete. Genau wie die Einsicht, dass beim Gegenüber auch gelegentlich alte, dysfunktionale Muster aktiviert werden, vor allem unter Stress und wenn schwierige Gefühle im Spiel sind. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt aus der Wiederholungsschleife. Denn was bewusst ist, hat gute Chancen, verändert zu werden.

 

 

Dr. Martha Höfler
ResilienzExpertise | Beratung & Coaching Bonn
Heerstraße 15A, 53111 Bonn

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